„Erika Steinbach verlässt aus Protest CDU“

von admin
0 kommentieren

Das ist der Titel in der OP von heute, 16.01.2017. Ein Thema in den Zeitungen, Radios und TVs.

An sich ist das Thema aus meiner Sicht kein wichtiges Thema. Ein Frau als Parteimitglied ist mit der Politik der eigenen Partei nicht zufrieden und gibt ihr Parteibuch ab. Na und? Könnte man sagen.

Es geht aber in diesem Fall um eine Bundestagsabgeordnete und damit eine Stimme der CDU im Bundestag.

Aus meiner Sicht natürlich ein innerparteiliches Problem der CDU. Darüber sollte man nicht sehr viel reden. Aber was mich dazu leitet, diese Zeile zu schreiben, ist ein Interview mit Steinbach, das ich heute früh im hr-Info gehört habe.

Darin sagt sie, Deutschland hatte eine Verpflichtung gehabt, die Vertriebene von damals aufzunehmen, weil sie ja Deutsche waren, sowie Marokko, das heute seine Landsleute aufnehmen muss, die wir aus Deutschland abschieben. (Zitat ist nicht Wortlaut, sondern sinngemäß)

Diesen Satz sollte man ein Paarmal lesen, bis man versteht, was sie damit meint.

Für die Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen (BdV) ist nicht der Tatbestand des Vertrieben-Seins das wichtigste Element ihres Bundes, sondern die Staatsbürgerschaft. Das bedeutet, der Bund der Vertriebenen ist eine falsche Bezeichnung, es müsste heißten Bund Deutsche Vertriebenen (BDV und nicht BdV).

An sich müsste man es annehmen, dass gerade die Vertriebenen, also diejenigen, die die Flucht, Krieg und Elend am eigenen Leibe erfahren haben, mehr denn je ein Verständnis für die „Vertriebenen und Kriegsflüchtlinge“ auf der Welt haben müssten. Leider eine Fehlanzeige.

Sie sagt, wir waren Deutsche und Deutschland müsste uns aufnehmen. Die Deutschen waren nicht human, menschlich, und hilfsbereit. Sie haben die Vertriebenen von damals aufnehmen müssen. Das war die Pflicht der Deutschen. Wir waren also Deutsche, und wir sind heute die bessere Deutsche, die uns mehr für das Wohl von Deutschland bemühen, als diejenige, die uns aufgenommen haben.

Diesen Zustand nennt man in einem persischen Sprichwort: Der Schüssel heißer als die Suppe!

Nun ist der BdV noch fürsorglicher für Deutschland als die CDU!

Die Bilder der Flüchtlinge als die Bilder von Vertriebenen vor der Grenzen Europas in solch elenden Zuständen im Winter hätten an sich das Mitgefühl und Verständnis in den Herzen und Köpfen der Vertriebenen von Damals hervorrufen müssen. Auch hier leider eine Fehlanzeige!

Damals:

vertriebene_d-Kopie

Heute:

3-format43

„Unser Deutschland ist gefährdet“ ist die Devise des BdV.

Gerade die CDU und CSU haben den Bund der Vertriebenen in den letzten Jahrzehnten als „Deutsche“ und als konservative Wählerschaft zu dem gemacht, was er heute ist. Nun bekommt die Fraktion der CDU/CSU im Bundestag den „Lohn“ dafür.

Es kann auch ein psychologischer Zustand sein, an dem der BdV seit Jahrzehnten leidet. Sie fühlten sich als Deutsche zweiter Klasse! Und nun, wo einige andere Flüchtlinge und Vertriebene kommen, können sie endlich die „richtige Deutsche“ sein. Endlich eine selbstgewonnene Anerkennung! Endlich Deutsch! Endlich ankommen!

Die Frau Steinbach sollte es jedoch wissen, dass man nicht erst durch Ablehnung von Humanität, Gastfreundschaft und Hilfe, die Deutschland 2015 und 2016 gezeigt hat, zu echte Deutsche werden kann, sondern vielmehr durch die Fortsetzung dieser Linie.

Deutschland hat gerade unter der Führung von Angela Merkel in dieser Zeit ein humanes Bild von diesem Land gezeigt. Tausende Menschen in Deutschland haben spontan gehandelt. Unzählige Menschen in Deutschland haben als ehrenamtliche Kräfte Flüchtlinge geholfen, sie aufgenommen. Die Politik hat aus den Fehlern der letzten 50 Jahren gelernt. Sie hat den Flüchtlingen den Arbeitsmarkt, Bildungswege und Integrationswege geöffnet.

Ich sehe die Mehrheit der Menschen in diesem Land als Menschen, die zu ihrer Verantwortung zum Schutz der Flüchtlinge gestanden haben. Wenn Frau Steinbach dies als Fehler betrachtet, hat sie aus der eigenen Geschichte NICHTS gelernt.

Vielleicht ist die Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen deshalb sauer, weil sie meint, warum haben wir nicht das bekommen, was die Flüchtlinge heute bekommen?

Das ist ein Zeichen des Neides, der Missgunst und ein Zeichen der Folgeschäden, des erlebten Unrechts.

Vielleicht muss die CDU den BdV an AfD überlassen. Längerfristig wird sich die CDU von einem andauerndes Problem lösen. Erika Steinbach ist das beste „Geschenk“, das CDU der AfD geben kann. Ich wäre als CDU-Mitglied, wenn ich eins wäre, nicht drum traurig.

You may also like

Einen Kommentar schreiben